Wie auch immer das familiäre und häusliche Leben bisher beschaffen war, mit der Geburt von Löwe-Junior ändert sich einiges. Und zwar grundlegend. Das merken die Eltern schon am lauten Gebrüll, mit dem sich die kleine Majestät den ersten "großen Auftritt" und die nötige Aufmerksamkeit verschafft und allen Beteiligten gleich unmißverständlich klar macht, daß hier ein selbstbewußtes Menschlein das Licht der Welt erblickt hat. Aber wonnig ist es, dieses Kind, das selbst in der Wiege schon vor Kraft und Herzlichkeit nur so strotzt. Und sein Blick verrät: Ich habe viel zu geben, dafür darf ich auch einiges verlangen...
Die ersten Sätze, die Junior spricht, lauten in etwa "ich will..." und "ich kann..." - alles alleine, versteht sich. Denn kleine Löwen trauen sich alles zu. Ganz besonders aber jene Dinge, die sie altersbedingt noch gar nicht in den Griff bekommen können! Nun ja, nicht nur Adel verpflichtet, auch eine überdimensionierte Portion Selbstvertrauen... Fürsorgliche Eltern merken schon, worauf es in der Löwe-Erziehung ankommt. Nämlich darauf zu achten, daß Junior sich nicht pausenlos verausgabt. Allerdings sollte dies sehr unauffällig geschehen, denn wenn die kleine Majestät Wind davon bekommt, ist sie beleidigt...
Abgesehen davon, daß Löwe-Junior sich schon als Kleinkind in der "Gesetzgebung" und im Kommandieren kräftig übt, wird es spätestens in der Schule seine "Führungsqualitäten" souverän unter Beweis stellen. Denn jetzt gibt es ja ein ganzes "Rudel" von Gleichaltrigen, das es mitzureißen und zu überzeugen gilt. Und erstaunlicherweise wird die "Autorität" von Löwe-Junior auch nur selten in Frage gestellt. Es sollte erwähnt werden, daß Junior die Leitung nicht (nur) aus Gründen der Rechthaberei oder starker Geltungsbedürfnisse in die "königliche" Hand nimmt, sondern deshalb, weil ihm ein bemerkenswertes Verantwortungsgefühl und Beschützerinstinkte mit in die Wiege gelegt worden sind. So führt dieser stolze, großzügige und strahlende Ableger sein Zepter auf so herzliche und teils auch fürsorgliche Weise, daß sein Regiment einfach akzeptiert werden muß. Und wer ist schon bereit, den Kopf in heiklen Situationen hinzuhalten??? Na also! Mit der Schule und den Lehrern hat Löwe-Junior in der Regel keine Probleme. Höchstens diese mit ihm. Denn der Lehrkörper muß sich ja erst daran gewöhnen, daß er nicht der einzige Befehlshaber ist. Eine schwierige erzieherische Aufgabe darin liegt also darin, Löwe-Junior die Notwendigkeit von Kompromissen, Kooperation und Diplomatie, der Gerechtigkeit und der Harmonie wegen, klarzumachen...
Es ist also ziemlich offenkundig, daß Löwe-Junior ein absoluter Selbstgänger ist, der, von sich überzeugt, raschen Schrittes durch die Kinderstube und Schulzeit marschiert, um möglichst früh sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Denn es ist auf die Dauer doch ziemlich lästig, wenn Mamis, Papis, Lehrer usw. einem immer dreinreden wollen. Man weiß es ja selbst schließlich alles viel besser. Das gilt natürlich auch für den Umstand, das Junior lieber früher als später die Liebe entdeckt, um dann in seinen großartigen und tiefen Gefühlen förmlich schwelgen zu können. Daß er Ego-Bedürfnisse ein wenig drosseln muß, um Glück und Erfüllung zu finden, brauchen die Eltern ihm nicht zu erklären. Der "königliche" Teenager baut auch in diesem Punkt vorzugsweise auf sein Selbstvertrauen (und seinen Optimismus) - und deshalb manchmal eben auch auf (harte) Erfahrungen. Denn ganz ohne "Dämpfer" kommt eine Löwe-Entwicklung doch nicht aus. Schließlich wird aus Klein-Löwi das, was er werden soll: ein "Prachtexemplar"...
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